Der Erdkinderplan nach Maria Montessori - Was ist das?
Im Buch „Kosmische Erziehung“, Maria Montessori
Die Stellung des Menschen im Kosmos
Menschliche Potentialität und Erziehung
Von der Kindheit zur Jugend
Herausgegeben und eingeleitet von Paul Oswald
und Günter Schulz-Benesch
HERDER
gibt es ein Kapitel zum „Erdkinderplan“, in dem ihre Ideen beschrieben sind.
Maria Montessori hat bereits damals erkannt, dass die Schule trotz Wandel in der Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft auf einem gleichen Stand verharrt und menschlichen Bedürfnissen zu wenig entgegenkommt.
Sie übte Kritik an diesen Schulen, weil sie nicht stark genug für das Leben machen und soziale Werte nur Nebensache seien. Die Schüler würden gezwungen, Arbeiten ohne erfassbare Ziele und ohne Eigeninteresse zu verrichten. Dies hätte den Effekt, dass Energie verschleudert wird. Den Kindern würde ein „Scheinfrieden“ ohne Hintergrundwissen vorgetäuscht und sie seien den Lehrern wegen den Zensuren unterworfen. Außerdem würde die Arbeit nicht als Produkt des Lebens, sondern nur als unbelebte Materie betrachtet…
Maria Montessori maß der PUBERTÄT eine sehr große Bedeutung zu:
- Übergang des Zustands der Kindheit in die Erwachsenengesellschaft
- Mit 12 hat das Kind einen geschlossenen Zyklus vollendet. Sie meinte,
dass ein Kind mit Hilfe von „Freiheit“ und guten pädagogischen Ver-
haltens einen Stand erreichen kann der dem eines anderen Schülers
in sozialer und geistiger Hinsicht um bis zu 3 Jahren voraus ist.
- Der Organismus wandelt sich rasant um in dieser Zeit, dies ist ver-
gleichbar mit der schnellen Entwicklung der ersten Lebensjahre. Früher
waren pubertierende Jugendliche scheinbar auch körperlich gefähr-
deter als heute (z.B. Tuberkulosegefahr)
- Aufgrund der „Umstrukturierung des Gehirns“ ist ein Kind in dieser
Phase nicht so gut imstande sich zu konzentrieren. In Regelschulen
stellen diese „verminderten intellektuellen Fähigkeiten“ ein Problem dar,
da sich die Schüler jede Stunde von Neuen auf ein Fach einstellen
sollen.
Laut Maria Montessori sollten einem jungen Menschen in dieser „sensiblen Phase“, in der auch der Gerechtigkeitssinn und soziale Würde entsteht, Bedingungen geschaffen werden, um sich (neu) zu offenbaren. Es wäre nun Zeit, das Studium auf die Mitmenschen und die Natur zu lenken.
Sie sah einen „Bauernhof“ bzw ein „Schullandheim auf dem Lande“ als optimalen Ort, die Personalität der Kinder zu fördern. Denn hier können Kreisläufe (z.B. Anpflanzen, Pflege, Ernte,…) beobachtet und gelebt werden.
Die Kinder können in einem geschützten Rahmen - weg vom Elternhaus“ den Glauben an sich selbst und anderen stärken und mit eigener Anstrengung etwas erreichen. Zum Beispiel wurde ihnen Gelegenheit geboten, ihr selbst geerntetes Obst und Gemüse zu verkaufen um Geld zu verdienen. Praktische Arbeiten (z.B. Kochen, Abwaschen, Servieren…) standen dabei im Vordergrund, die selbstständig durchgeführt wurden. Geistiges Studium (also Unterricht in praktischer und theoretischer Form)und körperliche Arbeiten sollten im Einklang stehen. Die Naturwissenschaft soll eine Bereicherung in wissenschaftlicher und philosophischer Form sein und den Grundstein für soziale Erfahrungen legen. Auch sah Maria Montessori die „Arbeit mit der Erde“ als eine Einführung in die Kultur und Gesellschaft, da z.B. durch den Verkauf von Lebensmittel Bezüge zur Ökonomie und dem Sozialwesen hergestellt werden können. Auch bildet ein Bauernhof vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten (Verpflegung der Tiere, Außenwirtschaft, Gasthaus, Geschäft,…). Geleitet soll dieser Betrieb am besten von einem Ehepaar werden, die selbst über pädagogische Erfahrungen verfügen.
Ziele dieses Erdkinderplans:
- Studium der lebendigen Natur mit Hilfe von Experimenten und
Eigenbeobachtungen in den Fächern Geologie, Botanik, Biologie,
Kosmografie, Zoologie, Physiologie, Astronomie…
- Einbindung von Mathematik, um die Methoden praktisch anzuwenden
- Durch praktisches Wissen soll die Theorie veranschaulicht werden
(z.B. Maschinen auseinander/zusammenbauen, Hebel, Statik,…)
- Geschichte (der Menschheit) soll gelehrt werden, z.B. in Form eines
Museums (z.B. alte landwirtschaftliche Maschinen), Bilder, Dokumente, Bibliothek. Moralische Aspekte sollen ebenfalls betrachtet werden.
- Den Umgang mit Maschinen üben (z.B. Küchen-, und Haushaltsgeräte,
Strick-, Webmaschine, Gartengeräte,…)
- Durch sinnvolle Abwechslung geistiger und körperlichen Arbeiten sollen
vielfältigen Interessen gefördert werden
- Für Ordnung und körperliche Hygiene soll immer gesorgt werden
- Stärken zeigen dürfen, sich im Team einbringen können
- Das große Ganze sehen lernen und die Wirklichkeit kennenlernen
- Sich als Teil der Natur zu fühlen, ihre Schönheiten zu erkennen und ihr Respekt
entgegenzubringen
- Organisieren lernen und „Begreifen“ durch „Begreifen“ lernen
Maria Montessoris Ziel war es, dass diese „ Landkinder“ ca. 2 Jahre vor ihrem 18. Lebensjahr in moralischer, sozialer und geistiger Hinsicht genug Reife für z.B. ein Universitätsstudium besitzen.
Erwähnen sollte man auch noch, dass ihr eine gesunde Ernährung (reichlich, nahrhaft, biologisch, regional) dabei sehr wichtig war.
Es sollten vielerlei Möglichkeiten gefunden werden (z.B. Arbeit, Kunst, Bildnerische Erziehung, Sprache,…) , dass sich die Kinder und Jugendlichen persönlich in dieser Phase „ausdrücken“ können.
Maria Montessori war die gegenseitige Achtung der Menschen sehr wichtig, um soziale Fortschritte über mehrere Generationen hinweg zu erlangen:
„In der kindlichen Seele sind große Werte verborgen“ und „ In Ihnen ruht die ganze Hoffnung des Fortschritts der Zukunft“
Der Erdkinderplan ist auch an unserer Schule in einem dynamischem Wachstumsprozess.
Aktuell setzen wir Montessoris Überlegungen in folgenden Angeboten um:
- Schülerfirma "Cafeteria" ab der Mittelstufe
- Schülerfirma "PaMont" in der Oberstufe
- Naturprojekt der Oberstufe am Langlebenhof
- Naturprojekt der Mittelstufe am Langlebenhof
- Schule vor Ort für die 6. und 7. Jahrgangsstufe
- Betriebspraktikum 2x2 Wochen in der 8. Jahrgangsstufe